· 

Das Buch der gelöschten Wörter von M.E.Garner

Titel: Das Buch der gelöschten Wörter – Der erste Federstrich (Band 1)

Autor: Mary E. Garner

Verlag: Luebbe

Seiten: 414

Taschenbuch

Reihe: Das Buch der gelöschten Wörter

 

Klappentext:

Nichts ist für die Londonerin Hope Turner schöner, als sich in die Bücher ihrer Lieblingsautorin Jane Austen zu träumen. Denn ihr eigenes Leben ist alles andere als spannend und romantisch. Das ändert sich, als sie sich eines Tages in die Buchhandlung Mrs. Gateway’s Fine Books verirrt und dort einem mysteriösen Gentleman begegnet. Der attraktive Fremde geht ihr nicht mehr aus dem Kopf. Doch da ist auch der grimmige und unnahbare Rufus Walker, der sie regelrecht zu verfolgen scheint. Bis er ihr schließlich Unglaubliches offenbart: Der Buchladen ist das einzige Portal in die Welt der Bücher, in der die Romanfiguren ein Eigenleben führen. Doch diese Welt ist in Gefahr ...

 

„Ein großer Teil der Bevölkerung ist derart weichgespült und durch die Medien, durch Werbung und durch Massenkonsum gedanklich beschränkt, dass es ihnen gar nicht möglich wäre, aus schlechter Energie eine grundsätzlich gute zu machen.“ (S. 158)

 

Man nehme eine hervorragende Idee und verwurste sie zu Das Buch der gelöschten Wörter – Der erste Federstrich. Der Gedanke, dass alle gelöschten Wörter, die in böser Absicht geschrieben wurden, Unheil in der Welt anrichten können und deswegen in einem Buch gesammelt werden, ist neu. Natürlich kann ein solches Buch der gelöschten Wörter in den falschen Händen großes Unglück über alle hereinbringen. Doch zum Glück gibt es den Bund, ein Zusammenschluss von Romanfiguren und sogenannten Wanderern und Verwandler, die die gelöschten Wörter sicher verwahren.

Wanderer sind Menschen mit dem Nachnamen Walker (oder äquivalent in jeder anderen Sprache) und können sich in Bücher hineinlesen. Verwandler besitzen den Nachnamen Turner (ebenfalls in der jeweiligen Sprache) und können böse Wörter in eine positive Bedeutung wandeln. Ohne einen Wanderer können Verwandler eine Buchwelt nicht betreten.

 

Hope Turner ist eine besonders starke Verwandlerin und wird durch Rufus Walker in die Bücherwelt hineingezerrt. Außerdem ist sie 42 Jahre alt, arbeitet für ein Datingportal von zu Hause aus, kümmert sich um ihre demenzkranke Mutter und ist seit zwei Jahren Single. 

Auf den ersten Blick wirkt Hope sympathisch. Sie hat der Männerwelt abgeschworen und sorgt sich rührend um ihre Mutter. Sie verbringt lieber Zeit mit Lesen als mit echten Menschen. Doch sobald sie in die Machenschaften des Bundes hineingezogen wird, reiht sich ein potenzieller Liebhaber an den nächsten. Eine beste Freundin, Gwen, hat sie natürlich auch in der neuen Welt gefunden, die zu Beginn nichts besseres zu tun hat als mit ihrer sexuellen Orientierung herauszuplatzen.

Ihre Stärke und Unabhängigkeit von Männern müssen die beiden auch im Großen und im Kleinen demonstrieren, in dem sie z.B. eine höflich gereichte Hand ausschlagen und sich lieber umständlich vom Boden hoch quälen oder riskieren ins Wasser zu fallen. 

„Meine Besteigung des Bootes geriet zwar nicht so ganz geschickt wie seine, aber schließlich war ich kein hilfloses Weibchen, das ohne männliche Hilfe unfähig war, ein Ruderboot zu entern.

»Wahnsinn! Das nenne ich wirklich feministisch«, lobte Gwen. »Nein, Lance, lass das! Du hast doch gesehen, dass wir Frauen das genauso gut allein können.« […] Als sie das Bein ausstreckte, verfing sich ihr Fuß im Saum, und beinahe wäre sie gestrauchelt und kopfüber ins Wasser gestürzt. […] In diesem feministischen Konflikt gefangen bedachte Gwen uns kurz mit einem kritischen Blick. Dann hellte ihre Miene sich auf, und sie fasste meine Hand.

»Hope, Liebes, wärst du so reizend, mir behilflich zu sein, so unter Schwestern?«, flötete sie“ (S.193f.)

Selbstverständlich setzt sich Hope für alle Lebewesen ein, egal ob Romanfigur, Tier oder Mensch. Wenn ein literarischer Hund in Gefahr ist, muss dieser gerettet werden, ob das eigene Leben auf der Kippe steht oder nicht.

„Doch er spürte meinen Widerstand.

»Was ist?«

Ich wandte den Kopf und sah zu der Hundehütte hinüber.

»Ist nicht dein Ernst?«

»Aber sie werden ihn da drin doch …« Ich brach ab.“ (S. 312)

 

Die Geschichte wird aus Hopes Sicht als Ich-Erzähler erlebt. Was anfangs wie ein spannender Abenteuerroman mit Detektivelementen klingt, ist nur eine weitere Romanze, basierend auf der Liebe zu Büchern. Die vermeintliche Zerstörungskraft der gelöschten Wörter wird aus den Augen verloren, genau wie die Zusammenhänge zwischen dem Bund und den Bösewichten. Wichtig allein ist Hope und dass sie möglichst viel Zeit mit all ihren anbahnenden Romanzen verbringt und eine beliebige, oft oberflächliche Beziehung aufbaut. Zum Schluss noch schnell einen Cliffhanger einfügen und schon ist das Interesse am zweiten Teil da, egal wie ärgerlich das gesamte Buch bisher war.

 

Ich habe dich durchschaut, Mary E. Garner, und ich werde der Versuchung widerstehen! Denn der Ärger über Hopes Teenagergehabe in der Nähe von gutaussehenden Männern und ihr unreifes, überspitztes Verhalten gegenüber ihres Wandlers, hat mir gereicht.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0