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Die Gaben der Quelle - Versiegelt von C.Oskolm

Titel: Die Gaben der Quelle – Versiegelt (Band 1)

Autor: Cea Oskolm

Reihe: Die Gaben der Quelle (6 Bände)

eBook/ Taschenbuch

 

Klappentext:

Im Turm des Hochschlosses lebt Königin Aileiya machtlos und von der Welt vergessen wie ein Vogel im goldenen Käfig.

Salis von den Quanden, ein unerfahrener Assistent aus dem Kanzleramt, erhält den undankbaren Auftrag, die erste Reise seiner jungen Königin zu organisieren.

Ihre Flucht vor den starren Regeln des Protokolls rüttelt an seinem Weltbild.

Antike trifft auf Moderne. Ihre Reise, die in die abgelegensten Winkel der Drei Planeten führt, schürt Zweifel an einem System, das verbissen die Geschichte seines Volkes auslöscht.

Noch ahnt Salis nichts, doch wenn Legenden erwachen, ändert sich alles!

 

Nach dem zweiten Mal lesen dieses Buches bin ich genauso begeistert von der Geschichte wie beim ersten Mal. Cea Oskolm hat in Die Gaben der Quelle eine phantastische, durchdachte Welt kreirt, die ich gar nicht mehr verlassen möchte. Die Charaktere sind sympathisch und entwickeln sich schon im ersten Buch sichtbar weiter; das Leben auf den Drei Planeten ist nicht sehr viel anders als bei uns. Die Konflikte sind zahlreich, doch werden sie im Laufe der Geschichte aller Bücher behandelt.

 

Das regierende Oberhaupt der Drei Planeten ist Kanzler Rudgam von den Walaren. Es herrscht zwar offiziell Monarchie und eine Königin im Hochschloss, doch sie ist eher eine Marionette als eine Herrscherin.

 

Die Glanzzeit der Könige ist endgültig vorbei! Endgültig vorbei! Der Titel, eine Farce.“ (S.9)

 

Im Hochschloss gibt es ein strenges Protokoll. Als Besucher muss man den Aufstieg über eine lange Treppe außen am Schloss bewältigen, nur mit einer gültigen Ladung und in Begleitung. Die Begleitperson muss draußen bei Wind und Wetter warten, denn Klopfen an das Tor ist strengstens verboten. Vor der Königin hat man sich mit der Stirn bis zum Boden zu verbeugen und darf sich erst bewegen, wenn sie es erlaubt. Man darf die Königin weder ansprechen, noch berühren, oder in ihrer Gegenwart ungefragt essen.

 

Einzig das Protokoll strahlt noch die alte Autorität des Königshauses aus, […]. Doch scheint es mir, als versklave es die Königin.“ (S.10)

 

Königin Aileiya ist 18 Jahre alt. Sie trägt ihren Titel schon seit sie vier Jahre alt war und ihre Mutter abgedankt und das Hochschloss verlassen hat.

 

Es hat ihr das Herz gebrochen, ohne ihre Tochter zu gehen. Aber aus irgendeinem Grund wollte sie unbedingt, dass ich im Hochschloss bleibe. Ich musste ihr versprechen, mich dem Protokoll zu beugen.“ (S.142)

 

Die Regeln des Protokolls sind veraltet und streng, sodass im Hochschloss keine Elektrizität und damit keine Möglichkeiten der Kommunikation nach außen existieren.

 

Typisch Hochschloss, die leben da oben irgendwie jenseits von Zeit und Raum.“ (S.51)

 

Aileiya ist sehr neugierig und findet durch Zufall ein altes Tagebuch ihrer Mutter. Dort erfährt sie von einer Inkognitoreise, die es einer Königin erlaubt das Hochschloss unerkannt und ohne Protokoll für einige Tage zu verlassen. Sie beauftragt den Kanzler, diese Reise möglich zu machen. Der wiederum beauftragt seinen Assistenten, Salis von den Quanden, mit der Organisation und Durchführung der Reise.

 

Die Quanden gehören zu den 100 einflussreichsten und 10 bedeutendsten Familien. In der Gesellschaft der Reichen und Schönen tragen die Frauen bunte Kleider und die Männer eine Toga in der Familienfarbe. Die Farbe der Quanden ist Orange. Salis arbeitet im Kanzleramt und trägt nicht gerne die Toga.

 

Es erscheint mir falsch, mir durch die Toga Vorteile zu verschaffen[…].“(S.11)

 

Nicht nur das macht Salis zu etwas Besonderem. Er hat, im Gegensatz zu seinen muskulösen, großen Brüdern, ein eher schlichtes Auftreten, ist absolut unscheinbar und recht schmächtig.

 

Er sah ihrer Miene [seiner Mutter] an, wie unzufrieden sie wieder einmal mit ihm war. Zu klein, zu schmächtig, zu wenig Körperspannung, zu schüchtern, die Liste seiner Mängel, die sie ihm im Laufe des Lebens vorgehalten hatte, las sich schier endlos.“ (S.39)

 

Salis hat kein Selbstwertgefühl, dank seiner Familie empfindet er sich als mangelhaft, was ihn mehr als unsicher sein lässt. Nur die Turmwächter sehen sein wahres Ich.

 

Du bist so hübsch weiß!“ (S.34)

 

Du gehörst zu den wenigen Menschen, die frei von Arglist sind. […] Dein Charakter ist durch und durch ehrenhaft.“ (S.86)

 

Nein, du versuchst, allen alles recht zu machen. So unwichtig, wie du dich fühlst, bist du nicht.“ (S.113)

 

Ehrlich, gerecht und treu. Das waren doch die Voraussetzungen? […] Das trifft auf einen meiner Begleiter zu.“ (S.228)

 

Die Turmwächter faszinieren mich sehr. Sie scheinen wir Relikte aus der alten Zeit, gehören nicht so ganz in die moderne Gesellschaft auf den Drei Planeten, wie die Monarchie. Sie dürfen den Kontinent Darsa, auf dem die Hauptstadt Kandarall und das Hochschloss liegen, nicht betreten. Sie sind hauptsächlich auf dem Menton vertreten, dort ist ihr größtes Heiligtum Dlundrum. Sie tragen lange, schwarze Kutten mit Kapuzen, denn per Gesetz müssen sie anonym bleiben. Sie können Gedanken lesen, doch auch das ist ihnen per Gesetz verboten.

 

Alle Turmwächter leisten einen Eid. Wir wissen, aber wir schweigen. Wir haben kein Recht, uns einzumischen.“ (S.116)

 

Alle haben Angst vor den Turmwächtern, doch niemand weiß so genau, woher diese Angst rührt. Als Salis nach Dlundrum aufbricht, um einen Turmwächter für die Inkognitoreise zu finden, ist ihm mehr als mulmig zu Mute.

 

Jetzt mussre er sich auch nocht mit einem Orden völlig weltfremder, exzentrischer Spinner auseinander setzen.“ (S.24)

 

 

Als die Reise schließlich beginnt, trägt Salis den offiziellen Titel des Ratsadjutanten. Zusätzlich begleiten drei Mitglieder der Hochschlosswache, zwei Dienerinnen des Hochschlosses, ein Mitglied des stehenden Heeres und ein Turmwächter ohne Kutte die Königin auf ihrer Reise. Die Reise beginnt auf dem Lassaran, weil dieser Planet ein beliebtes Urlaubsziel ist. Der Turmwächter und das Mitglied des Heeres werden anfangs verwechselt, was vor allem bei dem Turmwächter für einigen Spaß sorgt.

 

Nun, er hat auf jeden Fall Humor, und das, obwohl er ein Turmwächter ist.“ (S.81)

 

Der genannte Turmwächter ist interessant. Er hat viele Geheimnisse, während alle anderen keine vor ihm haben können. Problemlos dringt er in alle Gedanken ein. Die ganze Reise über bleibt er ein Mysterium, welches die Königin lösen möchte. Zumindest solange sie glaubt, er wäre nicht der Turmwächter.

Selbst die Bunsa, die Behörde zur Sicherstellung unerlauber Schriften und Artefakte, verfolgt in auf Schritt und Tritt in der Hoffnung, dass er ein Gesetz bricht und sie ihn fest nehmen können. Die Bunsa hält die Geschichte unter Verschluss und bestraft jeden, der ein verbotenes Buch besitzt oder verbotenes Wissen mit anderen teilt. Deswegen unterliegen die Turmwächter ihrem Eid. Wo die Bunsamitarbeiter sind, verbreiten sie Angst und Schrecken, fast noch mehr als die Turmwächter.

 

 

Ein Königreich mit einer Königin ohne Macht, eine weit zurückreichende Vergangenheit, die verschwiegen wird, ein Verein exzrentischer Spinner und ein Kanzlerassistent, der versucht es jedem Recht zu machen, ergeben ein vielschichtiges Erzählerlebnis. Die Gaben der Quelle – Versiegelt ist der Auftakt einer sechsbändigen Reihe, die einige Abenteuer verspricht.  

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