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Die Festung von S.Toth

Titel: Die Festung (Band 2)

Autor: Sandra Toth

Verlag: Feuerwerke Verlag

Seiten: 240

eBook

Reihe: Finsterzeit

 

Achtung Spoiler! Hier geht es zu Das Dorf (Band 1)!

 

Klappentext:

Lara, Thomas und ihre Freunde machen sich auf den Weg zur Festung. Doch auch dort ist alles anders, als erwartet. Friedrich herrscht mit harter und grausamer Hand. Lara und Thomas stehen vor der gefährlichen Aufgabe, die Festung und ihre Bewohner von ihrem Herrscher zu befreien und für alle ein lebenswertes Dasein zu schaffen. Auch ihre zurückgelassenen Freunde im Dorf brauchen ihre Hilfe. Doch Thomas verändert sich, ein düsterer Schleier legt sich über ihn, und er wird immer skrupelloser. Und so stellt sich bei dem gefährlichen Spiel um Leben und Tod die Frage, ob Lara und Thomas es schaffen werden, ihre Liebsten zu retten und als Paar in dieser Zeit zu bestehen.

 

„Die Lebenssituation hier in der Festung war vergleichbar mit der kurz vor der Finsterzeit. Die Menschen mit geringerem Einkommen konnten kaum noch ihre Rechnungen bezahlen, während sich wenige andere in ihrem Reichtum suhlten.“ (S. 113)

 

Die Festung ist der zweite Teil der Finsterzeit-Trilogie, in der es um eine Gruppe Menschen nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch der Gesellschaft geht. 

Aus dem friedlichen Dorf wandern Freiwillige nach Norden zur Festung. Sie wollen den Herrscher Friedrich stürzen, Thomas Familie befreien und Vorräte für den Winter beschaffen. Nachdem sie dort angekommen sind, werden sie von Friedrich gemäß ihres Standes in Obrigkeit und Arbeiter eingeteilt. Vor allem Lara hat Schwierigkeiten, sich dem Leben in der Festung anzupassen.

 

Thomas hat den Freiwilligen ausführlich die veralteten und strengen Ansichten seines Großvaters nahe gebracht. Frauen sollen vor allem hübsch aussehen und ihren Männern zu Diensten sein. Als emanzipierte Frau kommt Lara mit dieser Einstellung nicht zurecht und fühlt sich von Thomas vernachlässigt und nicht mehr geliebt. Zum Glück gibt es aber den Pfleger Ben. „Es war einer dieser Momente, in denen seine tiefblauen Augen bis auf den Grund ihres Selbst zu blicken schienen […].“ (S. 167) Warum Lara sich nicht für ein paar Wochen zusammen reißen und den Erwartungen Friedrichs gerecht werden kann, ist unverständlich. Sie soll nicht die Festung revolutionieren, solange er noch anwesend ist, sondern die Gemeinschaft unterwandern. Da Lara sich nicht für einen begrenzten, absehbaren Zeitraum an ihre Aufgabe halten kann, wirkt sie schwach und nachlässig.

Thomas spielt in diesem Teil eine zentrale Rolle, obwohl er meistens als Berater oder am Rande erwähnt wird. War er in Das Dorf der liebevolle Freund und hilfsbereite Dorfbewohner, ist er in diesem Teil in sich gekehrt, voller Geheimnisse und wirkt hinterhältig. Viktor ahnt schlimmes, weil er Thomas nicht einschätzen kann. Doch verlässt er sich da zu sehr auf seine Gefühle für Lara, seine Herzenstochter.

 

Neben den charakterlichen Veränderungen, die hauptsächlich in Schwächen umschlagen, gibt es auch sprachlich und inhaltlich Defizite.

Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind immer in Extremen beschrieben und die Autorin wird nicht müde, dies auch regelmäßig zu betonen: Lara und Viktor sind Herzenstochter und Herzensvater, Thomas und Lara sind Seelenverwandte und zwischen Walter und Viktors Frau ist eine „tiefgreifende Freundschaft“ (S. 88) nach nur wenigen Wochen entstanden. Dies wirkt nicht nur unglaubwürdig, es ist auch langweilig immer und immer wieder das gleiche zu lesen. 

Genauso verhält es sich mit Floskeln von Friedrich. „Er machte eine kunstvolle Pause, die das große Kompliment wohl unterstreichen sollte“ (S. 116) ist ein Satz, der gleich zwei Mal mit sehr ähnlichem, wenn nicht sogar gleichem Wortlauf vorkommt. In beiden Fälle unterhält sich Friedrich mit Viktor.

Friedrich ist ein sehr flacher Charakter, den alle auf der einen Seite zu durchschauen scheinen, auf der anderen ist er ein ungelöstes Rätsel. 

 

Inhaltlich passiert nicht viel. Die Gruppe Freiwilliger unterwandert die Festungsgemeinschaft mit Fokus auf die Obrigkeit und die künstlich erzeugten Dramen zwischen Thomas und Lara. Währenddessen verhungert die Dorfgemeinschaft langsam aber absehbar. Dies geschieht über mehrere sehr kurze, nichts aussagende Kapitel, während die Obrigkeit im Überfluss schwelgt. Um diesen starken Kontrast besonders hervor zu heben, rechnet ein Charakter den Luxus in Mahlzeiten für die Dörfler um. „In Gedanken überschlug sie, wie viele der Dorfbewohner wohl die Orangen genießen würden […] und welche wohltuenden Salben sie aus den Kräutern anfertigen könnte […].“ (S. 59)

 Achtung! Spoiler zum Ende!
Sowohl die Umstände von Viktors Angriff als auch Friedrichs Hochzeitsgeschenk an Lara und Thomas sind vorhersehbar. Gerade im letzten Abschnitt vermuten alle, dass Friedrich etwas Furchtbares plant (S288). Trotzdem muss die Situation eskalieren, damit der Held die Möglichkeit hat, alle zu retten. Abgedroschen.

Ich war von den Umständen der Finsterzeit und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft angetan. Doch die Umsetzung mit Fokus auf die Liebesbeziehung zwischen Lara und Thomas hat mich enttäuscht. Der erste Teil war unterhaltsam und recht spannend, Die Festung ist dagegen vorhersehbar und langweilig und verdirbt die Lust auf den dritten Band, Die Stadt. Der Perspektivwechsel hat keine Abwechslung in die Geschichte gebracht, weil nur eine Person im Dorf geblieben ist und diese Kapitel besonders kurz und wenig informativ waren. Lara war entweder trotzig oder hat gejammert und Viktor war nur Mittel zum Zweck.

Der Fokus auf den Überlebenskampf ist verloren gegangen und damit mein Interesse an der Reihe.

 

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