· 

Whalea von L.Ventur

Titel: Whalea

Autor: Laura Ventur

Seiten: 304

Taschenbuch

Reihe: Die Saga von Whalea

 

Klappentext:

Zwei Leben, zwei Welten. Strikt voneinander getrennt und dennoch untrennbar miteinander verwoben durch die Zeit. Obwohl Rosa, Wächterin in Whalea, überzeugt ist, ihr lang gehütetes Geheimnis in den Tiefen ihrer fantastischen Dimension unauffindbar versteckt zu haben, spült das Schicksal ihr die Vergangenheit vor die Füße: Ben. Doch als der Frankfurter Banker Ben von Thalau unfreiwillig in Whalea auftaucht, stellt das nicht nur ihr Leben auf den Kopf. Denn Menschen sind in ihrer Welt strengstens verboten. Und er hat alle Hände voll zu tun, in der whaleanischen Realität nicht den Verstand zu verlieren. Für Rosa und ihre Gefährten beginnt ein beispielloser Spießrutenlauf. Sie müssen den Fremden wieder nach Hause bringen, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Dafür ist Rosa bereit, alle Tabus zu brechen. Nur so kann sie ihr Geheimnis bewahren. Allerdings hat sie die Rechnung ohne Ben gemacht. Der hat ganz andere Pläne. In Anlehnung an den historischen Fall der Anna Maria Schwägelin, der letzten Hexe, die hierzulande im 18. Jahrhundert verurteilt wurde, spinnt die Autorin die Handlung aus Vergangenheit, Gegenwart und Fiktion, aus dem Diesseits und der verborgenen Dimension zu ihrem Debütroman „Whalea“.

 

„Ben konnte es kaum glauben. Diese schrullige Alte hatte ihn vorgeführt. Und sein Auto demoliert. Einfach so, vor allen Leuten. Am Ende hatte sie ihn stehen lassen wie einen Deppen.“ (S. 23)

 

Niemand weiß, worum es geht, aber alle machen mit. Als Ben durch unglückliche Umstände nach Whalea gezogen wird, bemüht sich die Wächterin Rosa, ihn zurück in die Menschenwelt zu bringen. Dafür spinnt sie Intrigen und zieht nicht nur ihre Freunde in diese heikle Geschichte, weil sie der Meinung ist: „Ich habe eine Schuld zu begleichen […]“ (S. 61).

 

Whalea liegt in einer anderen Dimension und ist ein fruchtbares, grünes, wundervolles Land voller Hexen, Drachen, Trollen und allerlei Elfen. Es war einst mit der Menschenwelt verbunden, wurde aber in der Großen Segregation zur Zeit der Hexenverbrennungen von ihr getrennt. Seitdem ist Menschen der Zutritt in diese Dimension verboten.

 

„Das Alter hatte sie schrumpfen lassen, ihr Rücken war ein wenig gebeugt, die langen, grauen Haare hatte sie streng zurückgekämmt und hochgesteckt.“ (S.18) Rosa ist gebürtige Whaleanerin und Wächterin über ein Portal in die Menschenwelt. Sie ist griesgrämig, streitlustig, herrisch, mürrisch, eigen und trotzdem eine gute Freundin für die Wesen in ihrem Zuhause. „Sein Leben hatte er nur dem Umstand zu verdanken, dass Rosa ihn gefunden und wieder zusammengeschustert hatte.“ (S. 90) Als sie auf Ben in der Menschenwelt trifft, ringt sie um Fassung, denn „Ein einziger Augenblick hatte einen gnadenlosen Krieg in ihr entfesselt, den sie im Traum nicht für möglich gehalten hätte. Grausam und ohne Mitleid kämpfte sie das nieder, was die Erinnerung ihr in diesem Moment zurückgeben wollte.“ (S.22)

 

Ben von Thalau ist in seinen Mittdreißigern, Banker und besitzt ein hübsches, schnelles Auto, als er Rosa fast anfährt. Diese will ihm eine Lektion erteilen und „stellt sich vor seinen Wagen und verharrte einen Augenblick, bevor ihre gebeugte Gestalt mächtig ausholte und mit aller Kraft die Handtasche wütend auf die hochglanzpolierte Motorhaube donnerte.“ (S. 22) Kurz entschlossen lässt Ben sein Auto am Straßenrand stehen und verfolgt die alte Frau, um sich den Schaden bezahlen zu lassen. Insgesamt ist Ben von Thalau ein flacher Charakter, der bis zum Ende keine nennenswerte Entwicklung durchmacht und eher einem Stein in einem See gleich, der große Wellen schlägt und dann versinkt.

 

Obwohl die erste Begegnung zwischen Rosa und Ben in einem unterhaltsamen Streit entspringt, ist diese Situation nicht nachvollziehbar. Zuerst befindet sich Rosa auf einem Zebrastreifen, womit sie im Recht gewesen wäre und Ben der Übeltäter. Der weist sie allerdings auf die rote Ampel hin, womit er im Recht wäre. Ihre Reaktion ist übertrieben, doch die wichtigste Frage ist: Was befindet sich in ihrer Handtasche, daß sie einen so großen Schaden anrichtet, den ein reicher Banker nicht in der nächsten Werkstatt ausbessern lassen könnte und sich stattdessen entschließt, die Verfolgung aufzunehmen?

 

So landet Ben also unverhofft in Whalea in Rosas Haus und sieht sich seltsamen Gestalten gegenüber. Der Weg zurück durch ihr persönliches Portal ist im verwehrt, weil die Tür in der Menschenwelt offen steht und von Whalea aus nicht geschlossen werden kann. 

Obwohl Rosa und ihre Gefährten fieberhaft einen Weg zurück suchen, behält sie ihre wahren Beweggründe, dem obersten Hexenmeister Bens Anwesenheit zu verschweigen, für sich. Es folgt ein Rückblick in Rosas Vergangenheit von 1744, die eine an den Haaren herbeigezogene Schuld produziert.

Vor der Großen Segregation hat Rosa eine Zeit in der Menschenwelt als Frau von Benjamin von Thalau verbracht, dem der Ben der heutigen Zeit sehr ähnlich sieht. Sie beobachtet monatelang, wie ihr Mann der Aufmerksamkeit einer Magd erliegt und diese anschließend sein Kind austrägt. Aus Rache spinnt Rosa ein Geflecht aus Intrigen und Lügen, um die Magd als Hexe verbrennen zu lassen und nimmt ihr vorher das Kind weg, um es ihrem Mann als Beweis, daß sie von seinem Fehltritt weiß, in die Arme zu legen und ihn zu verlassen. Ihr gesamtes Verhalten, von den Beobachtungen bis zu ihrem Lügengeflecht, sind ein unsinniger Grund für eine spätere Schuld.

 

Obwohl die Dimension Whalea durch die verschiedenen Wesen und deren Geschichte und Politik vielseitig und durchwachsen klingt, ist der Start in die Saga von Whalea ein langweiliger. Die Protagonisten sind leer oder unsympathisch, nur die Nebencharaktere sind unterhaltsam. Rosas Reise in ihre Vergangenheit lässt sie nur noch intriganter und giftiger erscheinen, als bei der ersten Begegnung mit Ben. Durch ihr herrisches Auftreten erweckt sie eher den Eindruck einer strengen Gouvernante, statt einer hilfsbereiten Freundin. 

Whalea hat mich nicht verzaubert und ich werde weitere Teile dieser Saga meiden.


Wie Ronja aus der Bücherstöberecke Whalea gefallen hat, könnt ihr hier nachlesen.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0