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Ansuz von M.Sølvsten

Titel: Das Flüstern der Raben – Ansuz (Buch 1)

Autor: Malene Sølvsten 

Übersetzer: Justus Carl, Franziska Hüther

Verlag: Arctis

Seiten: 797

gebundene Ausgabe

Reihe: Das Flüstern der Raben

 

Klappentext:

Die 17-jährige Anne kann Ereignisse in der Vergangenheit sehen, und eines Nachts hat sie eine Vision von einem grausamen Mord. Ein rothaariges Mädchen wird getötet, und auf ihrem Körper hinterlässt der Täter ein Runenzeichen. Kurz darauf werden in der Gegend tatsächlich rothaarige Mädchen tot aufgefunden, alle mit demselben Zeichen. Auf einmal ist die nordjütländische Kleinstadt voller Fremder mit mystischen Kräften, die Annes Nähe suchen: die Asen-Gläubige Luna, der göttlich schöne Mathias und der geheimnisvolle Varnar. Aber wer ist ihr Freund und wer ihr Feind? Um die Welt vor der Ragnarök zu retten, muss Anne den Mörder finden – bevor er sie findet.

 

„»Irgendwas sagt mir, dass soziale Medien nicht so ganz dein Ding sind.«

Ich verzog das Gesicht. »Ich bin ja schon in der realen Welt nicht sehr sozial.«“ (S. 223)

 

Was für ein Buch! Zum zweiten Mal bin ich von einem Buch aus diesem Verlag absolut begeistert, daß ich am liebsten in die nächste Buchhandlung rennen würde, um den nächsten Teil direkt anzufangen.

 

„Du hast mich isoliert. Du hast mich unerwünscht, ungeliebt und ... einsam gemacht!“ (S. 440)

 

Anne könnte man als schwer erziehbar oder schwierig bezeichnen. Dabei erfüllt sie das Buchklischee des Außenseiters komplett, indem sie nur schwarze Kleidung trägt und sich sehr dunkel schminkt. Sie lebt allein in einer kleinen Wohnung mit einem ungewöhnlich großen Hund, den sie Monster nennt, und der menschlicher erscheint als manche Zweibeiner. Er begleitet Anne immer zur Schule und wartet anschließend bei ihrem Fahrrad auf sie. Bis sie das neue Schuljahr beginnt, ist Monster ihr einziger Freund.

Am ersten Schultag des neuen Jahres und mit einer neuen Klasse, setzen sich unverhofft Mathias und Luna zu Anne an den Tisch. Mathias ist der wahrscheinlich schönste Junge, den Anne jemals gesehen hat, während Luna nicht nur farbenfrohe Kleidung trägt, sondern auch gute Laune und Euphorie verbreitet. Obwohl die drei unterschiedlicher nicht sein können, werden sie so etwas wie Freunde.

 

Luna ist bunt, fröhlich, laut, aber auch sehr loyal, hat einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und brilliert in so ziemlich allem. Sie ist mit ihrer Familie viel umher gereist, da ihre Eltern Entwicklungshelfer sind. Beim ersten Treffen mit Anne geht sie direkt davon aus, daß Anne sie kennen müsste.

„»Ich bin Luna.« Sie hätte ebenso gut noch ein Tadaaa hinzufügen können.

Ich sah sie ausdruckslos an.

»Ich bin die Luna.«“ (S.20)

 

Mathias ist etwas ruhiger, scheint jedoch ebenso etwas zu verbergen, wie Anne. Neben seinem guten Aussehen hat er ein photographisches Gedächtnis und ist sehr gut in der Schule. Er ist ebenfalls sehr loyal und rettet Anne mehr als einmal aus brenzligen Situationen. Er ist ein Puffer zwischen Luna, mit ihrer fröhlichen Art, und Anne mit ihrer mürrischen, ablehnenden Haltung.

 

Neben diesen drei Hauptcharakteren treten noch zahlreiche Nebencharaktere auf, die wichtige Rollen einnehmen. Nicht nur der Hund Monster begleitet Anne schon eine Weile, sondern auch ihr Freund Arthur aus Kindertagen, der meistens unangekündigt auftaucht und nie lange bleibt. Außerdem muss sie regelmäßig zu ihrer Sozialarbeiterin Grethe, zumindest bis zu ihrem 18. Geburtstag Ende des Jahres.

 

Wie es so ist, passiert in Annes Leben eine ganze Menge. Es fängt mit kleineren Schlägereien zwischen ihr und einigen Mitschülern an, und endet mit einer Mordserie an rothaarigen jungen Mädchen, sodaß der Polizist Hakim regelmäßig bei Anne auftaucht, weil er glaubt sie wüsste dazu mehr als sie zugibt.

Hinzu kommt, daß Anne Hellsichtig ist und die Vergangenheit ihrer Mitmenschen sehen und durch eine Art Aurensehen die jeweiligen Stimmungen erahnen kann. Dies vor Freunden geheim zu halten ist schwierig. Vor allem, wenn Mathias klüger ist, als gut für ihn ist.

 

Ansuz ist ein vielschichtiges Buch. Die Geschichte erstreckt sich über ungefähr ein halbes Jahr und die Entwicklung der einzelnen Charaktere, allen voran von Anne, ist schön mitzuerleben und äußerst spannend. 

Aber auch der Mordfall fesselt den Leser an die Seiten, denn obwohl es Ermittlungen diesbezüglich gibt, und Anne ihre eigenen Vermutungen hat, scheint der Mörder wie vom Erdboden verschwunden zu sein.

Und als wenn das nicht schon genug wäre, kommen die nordischen Göttersagen nicht zu kurz. Kenner der Runen werden das schon am Titel erkannt haben und später wird sogar aus der Edda zitiert.

 

Ich bin absolut begeistert von diesem Buch und kann es jedem empfehlen, denn es vermischen sich viele Genre miteinander: es ist ein Krimi, weil es eine Mordserie gibt und der Mörder gesucht wird; es ist eine Sage über die nordischen Götter; es ist ein Buch über das Erwachsen werden; es ist ein Buch voller Phantasie. Nur eins ist es nicht, ein Kinderbuch. Dafür ist es unterhaltsam, spannend, fesselnd und dick.

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