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Die Vögel sangen ihre letzten Lieder von L.Hunt

Titel: Die Vögel sangen ihre letzten Lieder

Autor: Laird Hunt

Übersetzer: Kathrin Razum

Verlag: btb

Seiten: 284

Klappenbroschur

 

Klappentext:

Marvel, eine Kleinstadt in Indiana, 1930. Es ist ein heißer Tag im Hochsommer, als sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet: drei schwarze junge Männer sollen gelyncht werden. Im ganzen County machen sich die Bewohner auf, dem Spektakel beizuwohnen.

 

Auch Ottie Lee Henshaw, eine verblühende Kleinstadtschönheit, ist unterwegs mit ihrem schmierigen Boss und ihrem undurchsichtigen Ehemann, um ein bisschen Spaß zu haben. Am anderen Ende der Straße bricht eine junge Afroamerikanerin auf. Calla Destry will der Spirale von Gewalt und Unterdrückung entkommen und ist entschlossen, den Mann zu treffen, der ihr ein neues Leben versprochen hat.

 

Wildgewordene Demagogen, marodierende Bürgerwehren, scharfe Hunde und der Ku-Klux-Klan sind unterwegs – die Straße ist kein guter Ort für beide Frauen. Denn jede von ihnen hat ein Geheimnis, dass sie hinter sich lassen will, und die aufgeheizte Stimmung ist für sie beide brandgefährlich.

 

„Heute ist alles anders. Es ist der wundersame Marvel-Abend.“ (S. 137)

 

Ich hatte keine Erwartungen an dieses Buch, welches in drei Abschnitte geteilt ist. Im ersten Teil erzählt Ottie Lee, eine rothaarige Maishaarfrau, ihre Erlebnisse am Tag, als drei schwarze Jungs gelyncht werden sollen. „Ein paar Maisblätter haben ein Maishaar erschossen, und dann haben sie haufenweise Häuser in Brand gesteckt und randaliert. Sie sitzen alle im Knast, aber da werden sie nicht lang bleiben. Ein paar Jungs wollen sie mit dem Vorschlaghammer rausholen, wenn der Sheriff nicht von selbst aufschließt.“ (S. 10)

Schnell wird ersichtlich, daß „Maisblätter“ schwarze Menschen und „Maiswurzeln“ ein schwarzes Elternteil haben, wohingegen Weiße als „Maishaare“ bezeichnet werden.

Ottie Lee Henshaw ist mit ihrem grapschenden Chef Bud Lancer und ihrem Mann Hale, sowie einem älteren Nachbarn namens Pops unterwegs nach Marvel. Obwohl sie recht früh aufbrechen, um ganz vorne einen guten Platz zu bekommen, und die Strecke nur ein Katzensprung entfernt ist, kommen sie nicht in Marvel an. Erst machen sie Halt in Ryansville, um etwas zu Essen. Dort lernen sie den Redner Homer Hale kennen, der Busse für die Gemeinde organisiert hat. Dann bleibt ihr Auto liegen und sie werden von Sally statt nach Marvel zu einer Quäker-Andacht mitgenommen. Und anschließend leihen sie sich ein Eselgefährt. Es ist eine wahre Odyssee. Ottie erzählt die Geschichte aus ihrer Perspektive, mit langen Schachtelsätzen und vielen Gedankensprüngen. 

 

Im zweiten Teil geht es um Calla Destry, eine Maisblattfrau. Sie hatte eine Verabredung am Fluß mit ihrem Liebsten Leander, doch er ist nicht erschienen. Als sie wieder nach Hause kam, waren ihre Pflegeeltern Onkel D und Tante V bereits weg. Also hat sie kurzentschloßen deren Auto genommen, denn sie ist die einzige, die Auto fahren kann in der Familie. „Du bist die Fahrerin, Calla Dsestry. Dafür haben wir dich aufgenommen.“ (S. 158) Obwohl sie eigentlich ihre Pflegeeltern suchen sollte, macht sie sich zunächst auf die Suche nach ihrem Leander. In Ryansville trifft sie auf eine Meute, die einem Redner zuhört, der Busse versprochen hat und die Meute aufheizt.

Während Ottie viel indirekte Rede verwendet hat, nutzt Calla, die ebenfalls aus der Ich-Perspektive erzählt, kurze Sätze und vermehrt direkte Rede. Ihre Reise ist ebenso eine Odyssee, nur richtet sie viel mehr Schaden an.

 

Zuletzt kommt die Engelsbotin zu Wort, die für die gesamte Geschichte einen runden Abschluß bildet; dieser Teil umfasst nur knappe 15 Seiten.

 

Am Ende von Die Vögel sangen ihre letzten Lieder habe ich mich gefragt, warum ich Zeit in dieses Buch investiert habe. Ich habe nichts gelernt, ich wurde nicht zum Nachdenken angeregt, es ist nichts weltbewegendes oder überraschendes passiert. Es sind einfach drei Frauen, die in der selben heißen Augustnacht unterwegs in die gleiche Richtung sind, aber mit unterschiedlichen Zielen. Diese Frauen sind nicht bemerkenswert oder auffällig, es sind ganz normale Frauen. Als hätte ich das Tagebuch von Fremden gelesen.

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