Klappentext
„Eine Geschichte muss von Anfang bis zum Ende erzählt werden. Wenn man den Beginn nicht kennt, kann man das Ende nicht verstehen.“
(S. 254)
„Louise. Das Schattenmädchen. Weißes Haar und weiße Haut; so bleich, dass jede einzelne rote Ader wirkt wie die erhabene Narbe einer schrecklichen Verletzung. […]
Dort, wo normale Menschen Pupillen haben und eine Iris in jedem Auge, habe ich nichts davon.
Meine Augen sind einfach nur pechschwarz. Durch und durch.“ (S. 29) Im Zirkus Ora ist Louise eine gefürchtete Attraktion, die in einem goldenen Käfig knurrend zur Schau gestellt wird und Frauen in Ohnmacht fallen läßt. Doch in Wirklichkeit ist sie ein ungefähr 17jähriges Mädchen, das einfach nur im Wind tanzen möchte.
Im Zirkus Ora gibt es auch noch die Zwergin Dorothea, die wie eine Mutter für Louise ist, den etwa elfjährigen Jungen Maku, der ein Wilder mit Tattoos im Gesicht und spitzen Zähnen sein soll, Madame Rosa, eine Wahrsagerin, Eli, den Windtänzer, und einige mehr. Abends verzaubern sie die Gäste des Zirkus, und nachts steigen sie bei reichen Menschen in die Häuser ein und rauben sie aus. Doch eines Abends geht etwas schief und Eli wird entführt.
Louise kennt kein anderes Leben als den Zirkus, zu dem sie als Findelkind schon in jungen Jahren kam. Als Eli entführt wird, nimmt sie sich vor, ihn zu retten. Ihr erster Anhaltspunkt sind die Geschichten von der Wahrsagerin Madame Rosa, die sie auf die Spuren der Achai führt.
Die Achai wandelten einst auf Erden und haben die Welt mit Furcht und Schrecken überzogen, bis sie von den Menschen in die Schatten gedrängt wurden. Dort warten sie auf die Rückkehr ihrer Macht, und den Untergang der Menschheit.
Auf ihrer Suche nach Eli trifft Louise auf die Wächter, die endlich Lichts ins Dunkle bringen.
Jäger der Schatten handelt nicht nur von Louise, wie sie auszog, Eli zu retten, sondern ist auch ein Buch voller Geschichten, die erzählt werden wollen. Die Charakterbeschreibungen integrieren sich in den Zirkusalltag und sind sehr detailliert. Die Welt und ihre Politik runden das Gesamtbild ab. Dabei entspinnt sich die Entführung und Suche wie ein roter Faden, der alles miteinander verbindet.
Trotzdem ist Louise eine Träumerin, ohne Sinn und Verstand. Das könnte an ihrem Leben im Zirkus liegen, der fern von jeder Realität existiert, oder von ihren Büchern. Obwohl sie an die Wissenschaft glaubt, scheint sie an die Wirkung von Drogen auf den Körper nicht so sehr zu glauben. Ungeachtet all der Warnungen, und ohne Rücksicht auf (körperliche) Verluste, setzt sie ihren Willen durch. Naiv wirft sie mit Versprechungen um sich, auch wenn die Gründe nobel sind.
Man kann dieses Buch als Liebesgeschichte beschreiben, doch mit ungeahnten Wendungen und völlig ohne Romantik. Es ist auch ein Abenteuerroman, und voller Phantasie und Schatten. Wer über Louises Naivität hinweg schauen kann und ausführlichen Charakterentwicklungen angetan ist, dem kann ich Jäger der Schatten nur empfehlen.
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