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Reihenempfehlung: Lady Trents Memoiren

Reihe: Lady Trents Memoiren 

Titel: Die Naturgeschichte der Drachen, Der Wendekreis der Schlangen, Die Reise der Basilisk, Im Labyrinth der Draken, Im Refugium der Schwingen

Zusatz: Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht

Autor: Marie Brennan

Übersetzer: Andrea Blendl

Verlag: cross cult

Taschenbuch

 

Zur Rezension zu Band 1 geht es hier.

 

Diese Bücher sind eher als Memoiren zu verstehen, denn als Bücher voller phantastischer Wesen. Auch wenn die Welt fremde Namen, Völker, Tiere und Monatsnamen hat, ähnelt sie dem viktorianischen England und unserer Welt im allgemeine, plus Drachen.

 

Lady Trent:

Isabella, Lady Trent, begrüßt den Leser ihrer Memoiren in jedem Band mit einer kleinen persönlichen Note. Sie geht davon aus, daß man Teile ihrer wissenschaftlichen Arbeiten kennt, sonst hätte man vermutlich kein Interesse an ihrem Leben. Sie ist auf dem Gebiet der Drachenforschung nicht nur eine Ikone, sondern auch eine Pionierin. So geht sie im ersten Teil vor allem auf ihren Werdegang bis zu ihrer ersten richtigen Forschungsreise ein; wie sie als Jugend die Funklinge fasziniert haben und sie kein typisches Mädchen für diese Zeit war; wie sie sich trotzdem bemüht hat, genau diesen typischen Mädchen zu entsprechen; wie ihr Vater einen Ehemann für sie gefunden hat; wie es zu einer Forschungsreise für sie als Frau gekommen ist.

Die Welt erinnert sehr an das viktorianische England, nur daß alles anders heißt. Isabella lebt in Scirland, ihre Familie ist recht wohlhabend und die Rolle der Frau eingeschränkt. Eine Frau darf ohne Ehemann in dieser Bevölkerungsschicht nichts, schon gar nicht als Wissenschaftlerin tätig sein. So muß Isabella sich nicht nur gegen ihre Familie durchsetzen, sondern auch gegen die verstockten Ansichten der Gesellschaft. Da sie eine intelligente Frau ist, findet sie immer wieder Lösungen, um die starrköpfigen Männer auszutricksen.

 

Die Welt:

Wenn Scirland dem viktorianischen England entspricht, erinnern viele Ländern ebenso an unsere Welt. Doch wenn man ständig Ähnlichkeiten und Vergleiche sucht*, geht die Geschichte verloren. In Phantasien, Narnia oder Alagaesia suchen wir auch nicht nach Gemeinsamkeiten, warum sollten wir das also in dieser Welt tun? 

Lady Trent beschreibt bei ihren Forschungsreisen ausgiebig die Umgebung, Bewohner und deren Traditionen. Dabei bemüht sie sich stets, nicht nur die Gebräuche einzuhalten, sondern auch die heimische Sprache zu lernen, was ich sehr beeindruckend finde. Unabhängig davon, wie gut ihr beides gelingt.

 

Die Drachen:

In der Welt von Lady Trent gibt es schon immer Drachen, doch da ihre Knochen nach ihrem Tod sofort zu Staub zerfallen, gibt es wenige Erkenntnisse zu ihnen. Das hält Isabella allerdings nicht davon ab, sie lebendig zu studieren und so viel über sie wissen zu wollen, wie möglich. Dabei kommt sie auch mit der alten Zivilisation der Drakoneer in Berührung, mit Mythen und Religion.

Die Drachen sind in dieser Welt keine phantastischen, magischen Wesen, sonder etwas Alltägliches. Das macht sie aber nicht langweilig, im Gegenteil. Isabellas Faszination springt auf den Leser über und ihre Herangehensweise an die Forschung ist unkonventionell, aber ein reines Abenteuer.

 

Die Reihe:

Nach dem ersten Teil war ich gefangen und wollte so schnell wie möglich weiterlesen. Trotzdem hat es eine Weile gedauert, bis ich wieder zu den Büchern gegriffen habe. Während der zweite Band unterhaltsam und spannend war, hat der dritte sich ganz schön in die Länge gezogen und ich habe anschließend eine Pause gemacht. Der vierte Teil hat mich dann aber wieder so sehr gefesselt und auch richtig gut unterhalten, daß ich den fünften Teil direkt anschließen mußte. Nun sitze ich hier und lasse die Reihe auf mich wirken. Lady Trents Erbe erzählt die Geschichte ihrer Enkelin, die habe ich aber noch nicht gelesen.

Ich mochte Isabella von Anfang an. Ihre Geschichte als Frau, die aufgrund ihres Geschlechts vieles nicht darf, sich aber trotzdem durchsetzt und am Ende eine weltbekannte Ikone auf ihrem Gebiet wird, ist unterhaltsam, durchaus witzig, voller Gefahren und sichtbarer Veränderungen, sowohl bei Lady Trent als auch in der Gesellschaft. 

Wer Magie bei den Drachen erwartet, oder zu sehr in unserer modernen Politik gefangen ist*, sollte diese Bücher vermutlich nicht lesen, denn die Magie liegt im Leben von Lady Trent. Wer sich auf die anderen Dinge versteift, sieht die Magie vielleicht nicht, und das wäre schade.

 

*Ich hatte eine Rezension gesehen, in der die Booktuberin genau dies getan hat. Das hat sehr viel Unverständnis in mir ausgelöst.

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