Titel: Eine Sammlung amerikanischer, britischer, deutscher, französischer und sowjetischer Feindflugblätter des Zweiten Weltkriegs
Herausgeber: Moritz Rauchhaus und Tobias Roth
Verlag: Verlag Das kulturelle Gedächtnis
Seiten: 288
gebundene Ausgabe
Klappentext
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges werden von allen beteiligten Nationen jeweils mehrere Milliarden Flugblätter über den Fronten und dem Hinterland verschossen, mit Bomben abgeworfen und von Hand zu Hand weitergegeben. Heute schlummern diese eigenartigen Zeugen des Krieges in den Archiven. Dieser Band gibt Einblick in die grauenhafte und faszinierende Welt dieser Blätter – vollfarbig und aufwendig gestaltet. Feindflugblätter sind eine Sonderform des auch aus Friedenszeiten bekannten Flugblattes, sie wenden sich direkt an den Kontrahenten im Krieg. Sie versuchen, seine Sprache zu sprechen, ihn zu demotivieren und zum Aufgeben zu bringen. Ihre Auflagen erreichen schwindelerregende Höhen, ihre Bildgewalt und psychologische Tücke ist überwältigend und ihr Besitz ist strengstens verboten. Der Zweite Weltkrieg hat auch diese Form der Propagandakunst auf ein neues Niveau gehoben, und damit deutliche Spuren in der Bildsprache und Typographie des 20. Jahrhunderts hinterlassen. Die Spannweite der hier versammelten 85 amerikanischen, britischen, französischen, sowjetischen und deutschen Blätter reicht vom kleinen Gedicht auf magerem Papier über das aufwendige, knallbunte Comic bis hin zu Ratschlägen zur Selbstverstümmelung, die sich in Streichholzbriefchen verbergen. Die Auswahl wird von Moritz Rauchhaus und Tobias Roth vorgestellt und erläutert. Abgerundet wird der Band durch ein Nachwort von Dr. Christiane Caemmerer, der langjährigen Leiterin der Einblattabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin, deren Sammlung etwa 24.000 Flugblätter aus dem Zweiten Weltkrieg umfasst.
Ich bin beim Berliner Bücherfest wegen des Titels auf dieses Buch aufmerksam geworden Gerade weil es nicht nur Flugblätter von einer Seite, sondern von allen Kriegsparteien für den jeweiligen Feind sind, ist diese Sammlung besonders spannend.
Der Herausgeber des Verlages war merk-würdig, genau wie die Bücher. Die Aufmachung ist einzigartig und speziell. Ich hatte zuerst ein Buch über Sprache in der Hand, mit grellorangen Hervorhebungen und verschiedenen Satzausrichtungen, Schriftgrößen und allerlei Besonderheiten. Und dann kam mir dieses Buch unter, das ich dankenswerter Weise geschenkt bekommen habe. Beim groben Durchblättern fallen natürlich die einzelnen Flugblätter auf, mit ihren Karikaturen, ihrer prominenten Schrift, aber auch ihrem schlechten, aber auch guten Zustand. Was haben diese Flugblätter durchgemacht, um am Ende in diesem Buch zu landen? Bei einem zweiten Blick fallen die Details auf, z.B. steht unten auf der Seite, von wem das Flugblatt geschrieben und an wen es in welchem Jahr und in welchem Land/ Gebiet gerichtet war. Hinzu kommen die Maße; erstaunlicherweise sind die Flutblätter meistens in Originalgröße abgedruck.
Das Buch ist nicht nur eine Sammlung an Flugblättern, sondern erzählt auch die Geschichte dieser in kurzen Texten mit Verweisen auf die zu den Kapiteln passenden Bildern. Als Geschichtsinteressierter wirklich sehr spannend.
Da es nicht nur Blätter der Alliierten in Deutsch gibt, sondern auch welche von den Deutschen an Amerikaner, Briten und Sowjets, gibt es am Ende Übersetzungen der Texte. Und ein Abschlußwort, wie es zu der Sammlung an Flugblättern gekommen ist.
Ich habe Tage mit diesem Buch verbracht, mit Lesen, mit Betrachten, mit Vergleichen. Und am Ende könnte ich direkt von vorn beginne, mein Wissen mit den Flugblättern der ersten Seiten vergleichen und alles Revue passieren lassen. Dieses Buch ist wirklich einzigartig, spannend und hervorragend geeignet, um mehr über Kriegspropaganda zu lernen. Welche (Stil-)Mittel wurden zu welcher Zeit benutzt und mit welchen Intentionen. Die Einleitungen zu den einzelnen Kapiteln sind informativ und kurzweilig. Das einzige, was mich gestört hat, war das Gendern über die Studentenbewegung Die Weiße Rose. Aber das ist wohl persönliche Referenz.
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